Auszug aus Kritiken
Will Hofmann 1973
„…Dieses hinter- und untergründige Schaffen steht im Zentrum unserer Jahre. Das sehende Auge der Künstlerin macht es zum Menetekel der Zeit. Man wird ihren Werdegang verfolgen müssen, umso mehr, als ihre Arbeiten nicht durch Haß oder Ressentiment beeinträchtigt sind. Aufgehellte Palette und eine klare Tektonik sind der Mantel für eine echt moderne Vielschichtigkeit.“
Jürgen Schmidt 1973
„…die Zeichnerin Almut E. Broër schließlich scheint sich an jene Formel zu halten, mit der Robert Musil einmal die Fortschrittlichkeit der Präraffaeliten umschrieben hat: Genauigkeit und Seele…“
Ingeborg Sello 1974
„Es gibt nur wenige kurze Augenblicke, wo ein Mensch ganz er selbst ist, in denen seine Grundhaltung zum Leben deutlich erkennbar wird. Skepsis, Existenzangst und auch Bereitschaft und Aufgeschlossenheit durchbrechen für den Bruchteil einer Sekunde die konventionelle Maske. Selten kann die Kamera solche Momente voll erfassen. Selbst wenn es gelingt, weiß man nie, ob es sich dabei nicht um einen zufälligen, untypischen Schnappschuss handelt. …Almut Broër besitzt die Gabe, hinter die Fassade zu sehen und ihre Modelle neben porträtähnlicher Wiedergabe stellvertretend für ihr soziales Milieu erscheinen zu lassen.“
Almut E. Broër 2020
„Schatten ist in den mythologischen Vorstellungen vieler Kulturen ein Begriff für das Spiegelbild der Seele, für das „zweite Ich“ des Menschen. Meine Schatten gelangen aus dem Verborgenen heraus auf Papier oder Leinwand, eine Verschmelzung von realer Welt und Unbewusstem auch dort, wo sie sich häufig auf Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse gründen, aufregend, kritisch, doch stets formal still, ohne sich dem Betrachter aufzudrängen. Der Anschein, die Wahrnehmung, der Schatten der fertigen Arbeiten scheint sich auf den ersten Blick hin leicht zu erschließen durch seine Gegenständlichkeit. Es bedarf aber gerade des aktiven „Sprunges des Betrachters in das Bild“, um einen tieferen Zugang zu finden. Dafür braucht er Stille und ein kritisches Hinaustreten aus allgemein gültigen Vorurteilen, ist gefordert, sich auf neue Bildzusammenhänge und ungewohnte Gedanken einzulassen. Angesichts einer zerbrechlichen und zutiefst unfriedlichen Welt wird gezielt dazu angeregt, die Verhältnisse nicht als naturgegeben hinzunehmen, sondern mit Hilfe der Phantasie emanzipiert eigene Alternativen und Perspektiven zu entwickeln.“